Die Umgehungsbahn
Über eine Länge von insgesamt 12 km erstreckt sich am östlichen und südlichen Stadtrand von Münster eine Umgehungsbahn. Die nur für Gütertransporte freigegebene Trasse verläuft zu einen großen Teil auf einem künstlichen, über weite Strecken aus sandig-kiesigem Material aufgebauten, mitunter bis über 50 m breiten Damm, durchschneidet aber im Süden den so genannten "Münsterländer Kiessandzug", einen aus eiszeitlichen Ablagerungen entstandenen flachen Höhenrücken, der das Stadtgebiet von Hiltrup bis Kinderhaus durchzieht.
Während im Umland von den einst ausgedehnten Heiden und Trockenrasen nichts mehr vorhanden ist, konnten sich entlang der Umgehungsbahn an vielen Stellen diese gefährdeten Biotope mit einer beeindruckenden Artenvielfalt erhalten.
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Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die einzelnen Sandtrocknenrasenflächen entlang der Umgehungsbahn. |
Damit bildet die Umgehungsbahn das Rückrad im Biotopverbund offener Sandlebensräume im Stadgebiet Münster. |
Ein Großteil der charakteristischen Pflanzenarten und -gesellschaften ist vorhanden. Ungewöhnlich artenreich ist die Insektenwelt, beispielsweise die Wildbienenfauna: die zahlreichen gefährdeten Arten profitieren einmal von den sandigen, lückigen Bodenstellen, darüber hinaus von einem hohen Blütenangebot der Flächen.

Die Silbergrasrasen (oben) entlang der Umgehungsbahn sind die größten und artenreichsten im Raum Münster. Besonders ansprechend ist diese Pflanzengesellschaft zur Blüte des Berg-Sandglöckchens (oben rechts). Auch Keulenschrecken (unten rechts) bevorzugen die lückige Pioniervegetation.
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Während des jahrzehntelangen "Dornröschenschlafs" - als selbst der NABU kaum etwas von den meist versteckt liegenden Naturschätzen an der Bahn wusste - sind leider große ehemals offene Bereiche mit Gehölzen zugewachsen. Quasi um fünf vor zwölf hat sich die NABU-Naturschutzstation der Erhaltung der Sandtrockenrasen angenommen - und das mit großem Engagement und beachtlichen Erfolgen! Mit den Eigentümern war man sich schnell einig, so dass zügig die dringend erforderlichen Entbuschungs- und weiteren Pflegemaßnahmen eingeleitet wurden. Einer der größten Erfolge ist sicherlich, das die NABU-Naturschutzstation mittlerweile 6,5 ha des Bahndammes ihr eigen nennen darf: hier können nun ganz gezielt Optimierungs- und Erweiterungsmaßnahmen durchgeführt werden. Mittlerweile sind alle relevanten Flächen entlang der Umgehungsbahn in der Obhut des NABU, so dass hier in den letzten Jahre ein "ökologisches Rückgrat" für Trockenrasen und somit die wichtigste Biotopverbundachse und - im Kontakt mit einigen weiteren Standorten am Stadtrand - ein enges Netz dieser Lebensräume entwickelt werden konnte.
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