Schutz blütenreicher Säume
In der heutigen Kulturlandschaft prägen zumeist intensiv genutzte und daher artenarme Acker- und Grünlandflächen das Landschaftsbild. Bunte Wiesen erlebt man allenfalls zur Zeit der Löwenzahnblüte im Frühjahr. Doch auch dieser kurze gelbe Blütenflor ist letztlich nur Ausdruck einer floristischen Verarmung der einst buntblumigen, artenreichen Wiesen und Felder. Viele Pflanzen und Tiere sind in den letzten Jahrzehnten gänzlich aus der Agrarlandschaft verschwunden. Andere konnten Zuflucht finden im Saumbereich entlang von Wegen, Straßen und Gräben. Diese "Rettungsinseln" der Artenvielfalt zu erhalten ist Ziel des "Saumprojektes".

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Artenreicher Wegsaum mit großem Bestand vom Klappertopf. |
Artenreiche Grabenvegetation zur Blütezeit der Kuckuckslichtnelke
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Derart an den Rand gedrängt, wird das Überleben gerade der anspruchsvolleren und konkurrenzschwächeren Arten immer schwieriger. "Unkraut" vergeht eben doch! Während die unmittelbar an die Agrarflächen angrenzenden Säume in der Regel von "Einheitsgrün" aus wenigen nährstoffliebenden, hochwüchsigen Arten geprägt sind, bieten unter bestimmten Bedingungen Wegraine, Straßen- und Grabenränder vergleichbar günstigere Bedingungen. Verbleibt z. B. zwischen der gedüngten Nutzfläche und dem Verkehrsweg ausreichend Platz oder ist der Wegsaum durch einen Graben der direkten Düngerzufuhr vom Acker entzogen, verbleiben diese Standorte im Vergleich zum Umland relativ nährstoffarm. Bedingungen, auf die viele gefährdete Arten der Mager- und Feuchtwiesen angewiesen sind und die hier einen Rückzugslebensraum finden.
An der Rand gedrängt: Magere Weg- und Grabensäume sind Rückzugsräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten unsere Kulturlandschaft (von o. li. nach u. re.): Klappertopf, Sumpfdotterblume, Feuchtwiesen-Rot-Widderchen, Tagpfauenauge, Ochsenauge.
Doch auch diese Refugien der Artenvielfalt (quasi die "Genetischen Ressourcen" innerhalb unserer Agrarlandschaft) drohen zu verschwinden, z.B. weil sich ohne eine regelmäßige Mahd die über die Atmosphäre und von benachbarten Flächen eingetragenen Nährstoffe im Boden akkumulieren und die Nährstoffarmut der Standorte mehr und mehr verloren geht.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken entstand aus einer Initiative im Landschaftsbeirat der Stadt Münster beim NABU ein "Saumprojekt". Ziel des Projektes ist die Identifizierung, Sicherung, Pflege und Optimierung der wertvollen Säume im Stadtgebiet. Mit städtischer Finanzierung und Unterstützung wurden in den vergangenen Jahren zunächst von den Ehrenamtlichen des NABU Münster eine Kartierung von Saumstandorten durchgeführt, die wertvollsten Standorte ermittelt und in Karten verzeichnet und ein Schutzkonzept entwickelt. Die Organisation und Umsetzung der Pflege- und Optimierungsmaßnahmen obliegt der NABU-Naturschutzstation.
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Schweißtreibende Arbeit: Ehrenamtliche Helfer beim Zusammenharken des Mähgutes. |
Solange den gefährdeten Arten nicht im Zuge einer Nutzungsextensivierung (z. B. im Rahmen des Vertragsnaturschutzes) der Weg zurück in ihre "alte Heimat" ermöglicht wird, sind die noch erhaltenen "Randexistenzen" auf Unterstützung angewiesen. Überall dort, wo aktuell keine Pflege der wertvollen Weg- und Grabenränder erfolgt oder die von den Unterhaltungsträgern durchgeführte Pflege aus Naturschutzsicht nicht ausreicht, bemüht sich der NABU um Verbesserungen. Dabei stößt die Initiative des NABU sowohl bei den zuständigen Behörden als auch Unterhaltungsträgern auf offene Ohren. Da die Säume keinem Nutzungsdruck durch die Landwirtschaft unterliegen, bestehen hier gute Möglichkeiten die Artenvielfalt durch Pflegemaßnahmen zu erhalten. Diese lassen sich nur bedingt mit großmaschinellem Einsatz durchführen, so dass den ehrenamtlichen Helfern des NABU noch reichlich Handarbeit verbleibt. Blühende Wegraine, unüberhörbares Summen und Zirpen, umher gaukelnde Schmetterlinge und der Duft von Sommerwiesen entschädigt dafür allemal.
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